Lachs ist lecker. Lachs ist immer verfügbar und Lachs ist günstig. Also die Lösung wenn du deinen Fleischkonsum verringern möchtest, deinen Kids mal ungetarnten Fisch, ja ich meine Fischstäbchen, servieren willst. Sieht auf den ersten Blick gut aus – auf den zweiten Blick ist es etwas komplizierter.
Lachs ist zur Massenware geworden. Das ging nur durch die immer weiter fortschreitende industrialisierte Lachszucht in Norwegen. Die Lachszucht ist nach dem Öl der zweitwichtisgte Wirtschaftsfaktor des Landes und hat enorme Wachstumsraten zu verzeichnen. Es geht um Geld, um viel Geld und weil heute alles mit allem Verbunden ist auch am Ende darum, wie wir leben wollen. Denn mein Lachskonsum hat globale Auswirkungen. Echt jetzt?!
Fangen wir vorne an.
Die gute Alte Zeit vor 50-100 Jahren
Alljährlich zieht der Lachs aus dem Meer die Flüsse hinauf, um an seiner Geburtsstätte zu Leichen. Norwegens Lachs-Flüsse waren voll Lachs. Es gab sogar im Rhein jährlich bis zu einer Millionen Lachse, das ist aber schon lange her. Menschen haben ihn schon damals gefangen und genutzt, meist aber eher regional oder für teuer Geld als Luxusgut exportiert, aber vor allem nicht in den Mengen wie heute.
Die letzten 20 Jahre
Die Geschwindigkeit des Wirtschaftsystems, die technischen Möglichkeiten und der Wohlstand nahmen zu und seit ca. 20 Jahren gibt es Fischfarmen an der Küste Norwegens, in denen der Lachs günstig und ihn in immer größeren Massen produziert werden kann und über schnelle Logistikwege frisch bei uns auf dem Tisch landet.
Für den zweiten Blick und um dir eine eigene Meinung machen zu könenn empfehle ich dir zwei Doku’s zum Thema Lachs.
Die Gier nach Lachs. Auf Arte zu sehen. Dauer 91 min aus dem Jahr 2020. Leider nur bis zum 09.12.2021 online. Sehr umfassende Dokumentation über die weltweite Lachsproduktion und ihre Folgen für Mensch und Umwelt. Mit Statistiken und Meinungen. Von Lachsfans bis zu Lachsfarmern kommen alle zu Wort.
Wer es etwas kürzer mag, für den ist die Weltspiegelreportage Im Fjord der Lachse – Norwegens Geschäft mit unserem Lieblingsfisch zu empfehlen. 30 Minuten und online in der Mediathek bis 16.10.2022.
Zurück zum Thema – Wie hängt nun Lachszucht mit dem Klima zusammen?
Der Lachs ist ein Raubfisch, ernährt sich in der Wildnis von Kleintieren und anderen Fischen. In der Zucht wurde er mich Futter, welches zur Hälfte aus Fischmehl bestand gefüttert. Da man irgendwann gemerkt hat, dass es uncool ist für Fischmehl die Weltmeere leer zu fischen, um damit andere Fische zu füttern und weil die Lachszucht um ein positives Image bemüht ist wird dem Lachsfutter mittlerweile ein hoher Anteil an eiweißreichem Soja beigemischt. Um Flächen für günstigen Sojaanbau zu haben, werden wiederum weite Teile des Regenwaldes abgeholzt, mit Folgen für das Klima, auch bei uns. Alles hängt über die Welt verteilt zusammen.
Der weltweite Hunger nach Lachs steigt. Immer mehr und immer billiger ist die Dewise. Die Kosten die diese Produktion verursacht sind Umweltverschmutzung, Massenhafte Ausscheidungen der Fische unterhalb der Käfige im Meer, dramatischer Rückgang der Wildbestände, klimatische Veränderungen durch Abholzung des Regenwaldes, usw. …
Diese Kosten sind beim Lachs wie bei den meisten anderen günstigen Lebensmitteln nicht mit eingepreist. Sie sind auf den ersten Blick nicht direkt sichtbar und unmittelbar zu verrechnen, wie beim Thema Klima. Sie fallen aber an früher oder später.
Und jetzt?!
Keinen Hunger mehr auf Lachs? Das ist auch nicht die Lösung. Mir geht es darum, genau hin zu sehen und mich dann zu entscheiden auf der Grundlage von Informationen. Diese Entscheidung kann für jeden unterschiedlich aussehen:
- Für den Einen bedeutet es keinen Lachs mehr zu kaufen.
- Der Andere kauft nur noch Bio-Lachs .
- und wieder ein Anderer kauft vermehrt Fisch aus Auqa-Kreislaufwirtschaft
Es gibt nicht die eine Lösung, aber sicherlich viele gute Wege unsere Zukunft positiv zu beeinflussen.